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LAUFEN MIT KINDERN

Als Eltern ist es manchmal eine wahre Herausforderung das Familienleben mit der eigenen regelmäßigen Sporteinheit zu vereinbaren. Häufig wird die Variante, gemeinsam mit den Kindern Sport zu treiben erst garnicht in Betracht gezogen, da diese auf den ersten Blick vielleicht etwas kompliziert zu sein scheint. Aber ist es das wirklich? Ich möchte dir meine eigenen Methoden vorstellen, die in unserem Familienleben perfekt funktionieren und die wir regelmäßig anwenden.

Für mich als Läuferin liegt es mir ganz besonders am Herzen, dass ich mindestens drei bis vier Mal in der Woche laufen gehen kann. Als ich mit meiner Großen schwanger wurde, erzählten mir einige Leute, dass ich nun mein Leben ändern müsse. Es würde nicht funktionieren, dass ich mit einem Kind ständig Sport mache, oder gar Klettern gehe. Ich war damals ehrlich gesagt schon etwas wütend, dass mir andere Menschen tatsächlich vorschreiben wollen, wie mein bzw. unser Leben verlaufen soll und habe mir eines ganz fest vorgenommen. Nämlich, dass sich Nichts, wirklich rein gar Nichts in meinem Leben ändern wird. Natürlich war ich zu dieser Zeit noch etwas Blauäugig, denn selbstverständlich hat sich etwas geändert, aber eins ist definitiv gleich geblieben. Ich Laufe noch und gemeinsam als Familie reisen wir mit unserem Bus durch Europa, um soviel wie nur möglich gemeinsam klettern zu gehen und die Schönheit der Welt zu erkunden.


Es ist also möglich, dass Eltern weiter ihren Leidenschaften nach gehen und das ganz unabhängig davon, wie diese aussehen. Natürlich erfordern manche Leidenschaften mehr Planung und Vorbereitungszeit als andere. Am Ende funktioniert es jedoch, bei sich selbst und dem eigenen Leben zu bleiben. Darum geht es doch auch im Leben! Den eigenen Interessen und Bedürfnissen nach zu gehen, um entspannt für die Familie und ganz besonders für die Kids da zu sein. Wenn du dich selbst immer zurückstellst wird dein Lebensweg langfristig dahin führen, dass du unzufrieden und gestresst sein wirst. Das Stress für deinen Körper und deine Seele nicht gut ist, weißt du natürlich, also verhindere es. Habe Freude an deinem Leben, grenze dich nicht ein und bleibe bei deinen Leidenschaften.


Aber kommen wir zurück zum Thema. Was genau ist wichtig, wenn du gemeinsam mit deinen Kindern Sport treiben und im Speziellen Laufen gehen möchtest.

Auch für dein Kind ist es eine neue Situation mit dir gemeinsam sportlich aktiv zu werden. Fange also klein an und genieße jede noch so kleine Entwicklung.

  • Es ist so wichtig, dass du dich und dein Kind nicht überforderst. Am Anfang ist es definitiv eine Umstellung, sich auf die winzige Gesellschaft bei deiner Sporteinheit einzustellen und sich daran zu gewöhnen. Auch für dein Kind ist es eine neue Situation mit dir gemeinsam sportlich aktiv zu werden. Fange also klein an und genieße jede noch so kleine Entwicklung. Sei auf keinen Fall genervt, wenn es einmal nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast, sondern nehme jedes gemeinsame Training so, wie es kommt. Du kannst mit Genervtheit, oder Groll gegenüber deinem Kind mehr kaputt machen als wieder gut. Versuche dir immer vor Augen zu halten, dass ihr beim Sport Freude und Spaß haben solltet, wenn euer Projekt „gemeinsamer Sport“ langfristigen Erfolg haben soll und das jeder Rückschritt eine Anlauf für einen Fortschritt sein kann.



  • Passe dein Training also für den Anfang an und vergesse niemals, dass du es Stück für Stück steigern kannst. Des Weiteren ist es wichtig, dass du auf das Alter deines Kindes eingehst. Wenn die Würmer noch klein sind ist es ratsam, wenn du mit dem Kinderwagen laufen gehst, worauf ich noch genauer eingehen werde. Du kannst zum Beispiel die anfänglich noch recht großen Schlafpausen deines Kindes ausnutzen. Wenn dein Kind schon größer ist, ist es auch eine gute Variante, dass es dich mit dem Fahrrad begleitet, oder es sogar selbst eine kleine Strecke läuft. Ich habe es schon so praktiziert, dass ich mit meiner großen ein bis zwei Kilometer zusammen gelaufen bin, sie anschließend zuhause bei meinem Mann abgeliefert habe und ich meinen geplanten Lauf fortgesetzt habe. Wenn es für euch nicht möglich ist eine kleine zusammenhängende Runde zu laufen, ersetzt den Lauf einfach durch eine ausgiebige Runde Hasche spielen. Du wirst erstaunt sein, wie sehr du außer Atem kommst, wenn du hinter deinem Kind hinterher jagst. Hier noch einen kleinen Tipp: Wenn dein Kind dir zu langsam ist, lasse ihm einen größeren Vorsprung. Dein Kind wird sich richtig gut fühlen, dass es dich abgehängt hat und du bist gezwungen schneller zu laufen.


  • Denk immer daran, dass das gemeinsame Training mit deinem Kind nicht dein persönliches Training ersetzten soll, sondern dir vielmehr dabei hilf die Regelmäßigkeit deines Training aufrechtzuerhalten und nicht zu unterbrechen. Dein Kind bleibt nicht dein gesamtes Leben so klein, es wächst und entwickelt sich weiter. Irgendwann schaust du vielleicht sehnsüchtig darauf zurück, wie du mit deinem Sohn, oder Tochter, eine kleine Runde um den Block gedreht hast. Die Zeit läuft weiter und es wird der Punkt kommen, wo du euer gemeinsames Training entweder erweitern, oder du vor der verschlossenen Kinderzimmertür deines jugendlichen Kindes stehst und von drinnen die Worte: „Ich bin grad beschäftigt, Mama!“ tönen hörst. Aber bis dahin genieße die gemeinsame Zeit und probiert so viele Möglichkeiten aus, wie es geht.


Für mich und meine Kinder funktioniert die Kinderwagenvariante gepaart mit gelegentlichen gemeinsamen Kurzstrecken am besten. Daher möchte ich dir jetzt ein paar wichtige Informationen Hinsicht des Laufens mit dem Kinderwagen an die Hand geben, an die du unbedingt denken solltest, wenn du es auch einmal probieren möchtest.

  • Das Wichtigste, worauf du achten musst ist auch hier dein eigener Körper. Egal, ob du allein, oder mit Kinderwagen laufen möchtet. Du muss deinen Körper ausreichend auf die Belastung des Laufens vorbereiten. Das heißt du solltest, besonders als Mutter, unbedingt einen Rückbildungskurs absolviert haben und ZUSÄTZLICH auch selbst regelmäßig deinen Beckenboden, deine Rücken-, Gesäß- und Bauchmuskulatur stärken und trainieren. Abgesehen davon, dass eine schwache Muskulatur und Beckenboden (der Beckenboden ist natürlich auch ein Muskel) das Verletztungsrisiko enorm ansteigen lassen, wird es dir auch keinen Spaß bereiten, wenn du nach wenigen Metern das nächste Gebüsch suchen muss, oder du nach dem Lauf unter Verspannungen, Krämpfen, oder gar Schmerzen leidest. Die Rückbildungskurse, die von Hebammen und Physiotherapeuten angeboten werden sind definitiv sehr gut, allerdings zielen alle darauf ab, dass sie dir lediglich beibringen, welche Übungen du trainieren kannst, um deinen Beckenboden und deine, von der Schwangerschaft und Geburt in Mitleidenschaft gezogene, Muskulatur zu stärken. Leider vernachlässigen viele Frauen nach Beendigung der Rückbildungskurse das regelmäßige Training und leiden dann unter Blasenschwäche und Co. Und können meist nicht verstehen warum. Es ist unumgänglich, dass man als Frau und ganz besonders als Mutter ständig an seinem Beckenboden arbeitet. Ganz besonders, wenn du planst laufen zu gehen sollte es an erster Stelle stehen, den Beckenboden zu trainieren, da dieser, bei den Laufbewegungen ordentlich in Schwingung gerät und es Unterumständen zu üblen Muskelkater oder zu einem nassen Höschen führen kann, ganz zu schweigen von ersthaften Beckenbodenverletzungen.


Du musst jetzt aber definitiv keine Angst haben, dass das Laufen mit Kinderwagen schlecht für deinen Körper und deine Gesundheit ist. Es ist vielmehr so, dass du dich und deinen Körper an diese neue Belastung gewöhnen musst.


  • Auch wenn du bereits gut trainiert hast, ist es wirklich wichtig, dass du dich langsam an das Laufen mit dem Wagen herantastest. Fange zuerst an zu Walken, um dich an das Gewicht des Wagens zu gewöhnen und baue kleine Laufpassagen ein. Lasse dir und deinem Körper Zeit, dich auf das Laufen mit zusätzlichen Gewicht einzustellen. Sehe den Wagen als Trainingsgerät an und wie bei jedem Trainingsgerät ist es enorm wichtig, dass du weißt, wie du es anwendest. Bereits Kleinigkeiten können das Verletztungsrisiko ansteigen oder sinken lassen. Aus meiner Sicht ist die allerwichtigste Regel beim Laufen mit einem Kinderwagen, das überwiegend einhändige Laufen. Durch das fixieren des Kinderwagens mit den Händen schränken wir unseren Oberkörper in seiner Bewegung ein und durch das Zusatzgewicht ist die Belastung auf beim Laufen auf den gesamten Oberkörper erhöht. Daher ist es wirklich von großer Bedeutung, dass du beim Laufen so oft wie nur möglich nur eine Hand am Lenker hast und regelmäßig die Seiten wechselst. Du wirst schnell merken, dass du viel lieber mit deiner starken Hand den Wagen schieben möchtest, allerdings erhöht auch das dauerhafte einseitige Schieben das Verletztungsrisiko. Daher empfehle ich dir regelmäßig die Armseiten zu wechseln. Natürlich ist es immer mal wieder erforderlich, dass du beide Hände am Lenker hast, um den Wagen beispielsweise sicher um eine Kurve, oder über eine Bordsteinkante zu schieben und du brauchst bei dieser kurzweiligen Bewegungseinschränkung auch keine Angst haben. Hier lautet die Devise - Safty first! Weiterhin brauchst du auch definitiv keine Angst haben, dass das Laufen mit Kinderwagen schlecht für deinen Körper und deine Gesundheit ist. Es ist vielmehr so, dass du dich und deinen Körper an diese neue Belastung gewöhnen musst. Sei achtsam, unterstütze deinen Körper mit der Kräftigung der belasteten Muskelgruppen, Dehne dich regelmäßig und freunde dich Schrittweise mit dieser neuen sportlichen Belastung an.


Die Unfallgefahr ist definitiv erhöht und eines sollte dir bewusst sein - du kannst mit deinem Kinderwagen nicht einfach zur Seite springen, wenn ein Fahrradfahrer um die Ecke schießt und dir in den Wagen kracht.

  • Weiterhin ist es verdammt wichtig, dass du die richtige Ausrüstung für deinen ersten Kinderwagenlauf verwendest. Natürlich ist es optimal, wenn du einen Wagen verwendest, der extra für sportliche Aktivitäten ausgerichtet ist. Jedoch kannst du auch ohne Probleme euren Buggy verwenden, wenn dieser stabil ist und optimaler Weise drei, etwas größere Reifen aufweist. Außerdem sollte der Wagen eine Klingel und eine gute Bremse besitzen, die so angebracht ist, dass du sie jederzeit betätigen kannst. Die Klingel brauchst du umbedingt, um auf dich aufmerksam zu machen, denn auch wenn du zu Fuß unterwegs bist, bist du wesentlich schneller unterwegs, als Fußgänger. Und besonders bei uneinsehbaren Kurven, oder bei Unterführungen solltest du unbedingt auf dich aufmerksam machen können. Die Unfallgefahr ist hier definitiv erhöht und eines sollte dir bewusst sein - du kannst mit deinem Kinderwagen nicht einfach zur Seite springen, wenn ein Fahrradfahrer um die Ecke schießt und dir in den Wagen kracht.


  • Ich verwende im Übrigen den Thule Chariot Cross 2 mit Joggingrad. Dieser Fahrradanhänger ist für zwei Kinder geeignet und lässt sich in wenigen Handgriffen zum Kinderwagen umbauen und ist, wenn man es will von allen Seiten schließbar, ohne, dass die Kinder im Inneren von der Außenwelt ausgeschlossen sind. Mit den verstellbaren Federn ist der Thule perfekt für ein oder zwei Kinder geeignet. Vor der Geburt des Kleinen hat es die Große geliebt, sich im Wagen so richtig breit zu machen. Jetzt wo, sie den Wagen mit Ihrem Bruder teilen muss ist es zwar schon wesentliche enger in der Kutsche, allerdings ist trotzdem noch genug platz dem anderen das Spielzeug, das Buch, oder die Nascherei zu mopsen. Das Einzige, was ich an Thule nicht ganz günstig finde ist, dass man so ziemlich alle Zusatzteile, wie Handbremse, Joggingrad, etc. extra dazu kaufen muss. Der Endpreis ist zwar schon eine Hausnummer für sich, jedoch aus meiner Sicht definitiv lohnend. Ich bin mit unserem Wagen schon überall hin gefahren und gekommen, ob in unserem Leipziger Umland oder auch im Hochgebirge. Er ist definitiv robust und jeden Euro wert. (Die Ausführungen über unseren Thule Chariot Cross 2 sind ausschließlich aufgrund eigener Erfahrung entstanden und dienen nicht als bezahltes Werbemittel. Es besteht keine bezahlte Partnerschaft zu Thule)


Ich kann also jederzeit eine Abkürzung nehmen, wenn ich merke, dass einer der Beiden ernsthaft unruhig wird und kann mit wahrer Bestimmtheit sagen: „Wir sind gleich wieder zuhause, dann kannst du noch ganz lange rumtoben“.

  • Wenn du selbst bereit bist loszulaufen, der Wagen fit ist und du an dem Punkt bist, dein Kind in den Wagen zu bitten, denke daran, dass es eine längere Zeit dort drin bleiben soll, ohne, dass es komplett die Lust verliert. Ich Hand habe es so, dass ich immer ein oder zwei Bücher im Wagen habe und die Kids auch immer ihr aktuelles Lieblingsspielzeug mitnehmen können. Außerdem gehören Getränke und eine Dose mit kleinen Naschereien, wie Obst, Nüsse, Gummitiere, etc. immer mit in den Wagen. Wenn die Zwerge schon für 45 bis 60 Minuten still halten sollen, dann soll es ihnen auch an nichts fehlen. Bevor wir los laufen frage ich meine Zwei auch immer, ob sie noch etwas brauchen, damit ich eventuell noch schnell die Musikbox, das Kuscheltier, oder die Malstifte holen kann, bevor diese mitten auf der Strecke schmerzlich vermisst werden. Wenn alles für meine Kids passt geht es los. Auch wenn die Beiden es von Säuglingsalter her kennen gibt es Tage, an denen sie trotzdem unzufrieden sind und natürlich muss ich dies einrechnen, wenn ich loslaufe. Nicht jeder Tag ist gleich. Ich habe daher eine Strecke, die auf direkten Weg 6,5 Kilometer und ausgeweitet bis zu 12 Kilometer lang sein kann. Ich kann also jederzeit eine Abkürzung nehmen, wenn ich merke, dass einer der Beiden ernsthaft unruhig wird und kann mit wahrer Bestimmtheit sagen: „Wir sind gleich wieder zuhause, dann kannst du noch ganz lange rumtoben“. Gelegentlich plane ich auch schon von Anfang an eine Pause ein, wo die Kids beispielsweise Enten füttern, oder an einem Kletterbaum etwas toben können. Ich nutze die Zeit dann, um ein kleines Workout zu absolvieren. Nach ca. 15 Minuten geht es dann weiter und jeder von uns kann nach dieser kleinen Pause wieder voll bei der Sache sein. Eines ist enorm wichtig, wenn du mit deinen Kindern laufen gehen möchtest, sie sollten auch daran Freude haben und deine Laufleidenschaft nicht als Zwang betrachten.

  • Die Große hat in den letzten Monaten immer wieder den Wunsch selbst eine kleine Strecke zu laufen. Ich habe sehr gute Erfahrung damit gemacht, sie gleich zu Beginn laufen zu lassen und sie sobald sie die Lust verliert, oder müde wird, in den Wagen einsteigen zulassen. Es kam auch schon vor, dass sie zwischendurch noch einmal aussteigen und laufen wollte. Natürlich sind solche Unterbrechungen für meinen persönlichen Lauf nervig, jedoch habe ich genau zwei Chancen, ich gewähre ihr den Wunsch und unterstütze das Interesse an meiner eigenen Leidenschaft, oder ich mache daraus ein Problem, indem ich es ihr verbiete, oder, es zwar gewähre, dabei trotzdem meinen Unmut äußere. Letztendlich soll und darf sich das Laufen mit Kindern weiterentwickeln. Wie soll dies möglich sein, wenn ich meinem eigenen Willen Vorrang gebe und die Versuche meines Kindes unterdrücke. Mit einer genervten Reaktion kann ich auf jeden Fall mehr kaputt machen, als das ich es fördere. Also denk immer daran, wenn dein kleiner Quälgeist deinen Puls, beim Laufen, an der Maximalgrenze kratzen lässt. Es ist nicht auf Dauer und das gemeinsame Laufen kann eventuell in wenigen Jahren schon ganz anders aussehen.

An perfekten Tagen singen meine Kinder mir etwas aus dem Wagen vor und lachen sich krumm, wenn ich durch ein Schlagloch rolle, sie haben Freude daran und das sind die Tage an die ich mich immer wieder gern erinnere, wenn ich zum fünften Mal anhalten musste, weil die Trinkflasche ganz plötzlich klemmt, die Nüsse ausgeschüttet sind, oder die Obstdose zum Streitobjekt geworden ist. Ich liebe die gemeinsamen Läufe, es ist etwas, wo ich mit meinen Kindern gemeinsam etwas unternehme und im selben Moment etwas für mich selbst tue.


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